Symbolbild: © sarymsakov.com/ Fotolia, letzte Aktualisierung Text: 17.03.2017, Veröffentlicht exklusiv auf Foto-Agentur.de Marcus Hanke
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„London, Paris, Mailand“ ist ein Satz, der meistens zuerst fällt, wenn sich das Gesprächsthema um Fashion dreht. Die europäischen Metropolen sind seit Jahrzehnten Stellvertreter für die glamouröse Welt, in der Models und Designer Zuhause sind. Zweimal jährlich überfluten Bilder aufwendiger Modeschauen, etliche Zeitschriften und das Fernsehen.
Doch neben den üblichen Modeschauen, in denen nur saisonale Kollektionen gezeigt werden, existieren sogenannte „Fashion Weeks“. Wie der Name schon andeutet, dreht sich in bestimmten Wochen im Jahr und in ausgewählten Städten, alles um Kunst, Mode und Design. Doch nicht nur Europa mischt in der bunten Fashion-Welt mit. Ein weiterer großer Name ist die New York Fashion Week. In der amerikanischen Großstadt zeigen sowohl klassische, als auch extrovertierte Designer ihr Können.
Im Jahre 2015 konnten dort Entwürfe des bekannten, amerikanischen Designers Calvin Klein bewundert werden. Aber auch extrovertierte Newcomer wie der junge Designer Idan Cohen, finden auf der aktuellen NYFW Möglichkeiten, ihr Können zu zeigen.
Lange Zeit galten nur die Fashion Weeks der sogenannten Big Four als Pflichtveranstaltung für Fachpublikum und Mode-Liebhaber.
Das ändert sich, als sich im Sommer 2007 eine deutsche Metropole zwischen London, Paris, Mailand und New York drängt. Denn erstmals findet in diesem Jahr eine Fashion Week in Berlin statt. Dass die erste deutsche Fashion-Week in der Hauptstadt Berlin stattfindet, mag erstmal nicht überraschend sein. Ein internationales Spektakel braucht schließlich viel Platz und Aufmerksamkeit und welcher Ort würde da besser passen, als die größte Stadt Deutschlands?
Allerdings täuscht dieser Eindruck. Denn das Städtchen an der Spree hat weitaus mehr zu bieten als ihre Größe und ihr berühmtes Wahrzeichen.
Es ist gar nicht all zu lange her, als es Normalität war, dass neue Entwürfe für die Modewelt aus Berlin stammten.
 Gigi Hadid war auch schon Gast in Berlin
Berlin am Puls der Zeit
Anfang des 20. Jahrhunderts starteten in Berlin die ersten größeren Modenschauen. Diese Modenschauen unterschieden sich in ihrem Ablauf nicht all zu sehr von den heutigen.
Zunächst muss man wissen, dass Frauen einige Jahrhunderte lang eng geschnürte Korsette trugen.
Dem ging der weit verbreitete Irrglaube voraus, dass man nur durch das Tragen eines Korsetts die richtige Körperhaltung erlernen und erhalten konnte.
Diese Korsette waren jedoch nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern schlicht und ergreifend auch sehr unbequem. Viele Modeschöpfer versuchten daraufhin, ihre Mode bequemer gestalten ohne auf die schöne Optik verzichten zu müssen. Während es in der Metropole Paris schon brodelt, ist es in Berlin zunächst noch ruhig.
In Berlin ist es nämlich noch üblich, dass sich die schillernde Modewelt in privaten Räumlichkeiten abspielt. Wenn eine Berlinerin wissen wollte, wie die neuste Mode aussah, musste sie sich diese privat vorführen lassen. Da Models und Modelagenturen damals eher selten waren, führten Verkäuferinnen die Entwürfe selbst vor. Die Mini-Modenschauen fanden für gewöhnlich in prunkvollen Villen statt, denn modebewusste Frauen gehörten damals gleichzeitig zur reichen Elite des Landes. Das Publikum solcher Mini-Modenschauen bestand aus Gastgeberin, Verkäuferin und weiteren, reichen Frauen. Meistens blieb der Zuschauer-Kreis jedoch eher klein. Denn nicht viele Menschen aus der Berliner Gesellschaft waren in der Lage, sich die sündhaft teuren Entwürfe überhaupt leisten zu können.
Das Verständnis von Mode änderte sich, als auch die „gewöhnliche“ Frau Interesse am Mode-Geschehen zeigte. Immer mehr Modeschöpfer orientieren sich nun an den Bedürfnissen junger, modebewusster Frauen. Da die neuen modebewussten Frauen aus allen Gesellschaftsschichten stammten, war Mode zu einem Element des Alltags geworden.
Die neuen Entwürfe beinhalteten mehr Bewegungsfreiheit und ermöglichten den Frauen an mehr gesellschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen. Die größte Erleichterung brachte vermutlich die Abschaffung des Korsetts und die Einführung der lockeren Hosen mit sich. Endlich konnten Frauen auch in der Öffentlichkeit bequemere Kleidung tragen. Durch diesen Wandel gelangte die Mode in alle Bereiche des Lebens und veränderte die europäische Gesellschaft nachhaltig.
Auch die Art der Mode-Vorführung änderte sich. Die erste öffentliche Modenschau in Berlin fand am 08.Dezember 1902 statt und nannte sich „Reformkleiderfest“. Auf diesem Fest zeigten hundert Frauen auf einer Art öffentlichen Modenschau ausschließlich Entwürfe, die für die moderne Frau gedacht waren. Der lockere Berliner Kleidungsstil ebnete somit den Weg für den bezeichnenden, burschikosen Stil der 1920er Jahre. Als Berlin schon längst einen Namen als coole Modestadt hat, beginnt eine junge Frau namens Coco Chanel in Paris ihre Karriere…
Die Fashion-Welt zu Gast in der Hauptstadt
Hört man den Namen „Fashion Week“ könnte man meinen, dass sich hier alles nur um Models und Modenschauen dreht. Jedoch finden im Zeitraum der Fashion Week neben Modenschauen und Messen, auch Kunstausstellungen und Partys statt. Die zwei mal im Jahr stattfindende Fashion Week ist deshalb nicht nur ein klassisches Mode-Event. Die Bandbreite der kunterbunten Veranstaltungen, die vom Konzept der gewöhnlichen Modenschau abweichen, ist groß. Fachmessen wie beispielsweise die Panorama Berlin oder die Show & Order zeichnen sich dadurch aus, dass mehrere Marken an einem Ort zeitgleich ihre Kollektionen ausstellen. Die Locations sind hierbei nicht weniger ausgefallen als die Aussteller selbst. Für die Show & Order hält seit Jahren ein stillgelegtes Kraftwerk in Berlin Mitte her. Selbst Flughäfen sind als Ausstellungsort nicht vor der Fashion Week Berlin sicher.
Die Panorama Berlin fand jährlich im ExpoCenter Airport des Flughafens Berlin Brandenburg statt, welcher allerdings nicht mehr Austragungsort der Messe ist. Die neue klangvolle Adresse der Panorama Berlin nennt sich Berlin ExpoCenter City und bietet mit 250 000 m² viel Platz. Da es sich am Rande des Flughafens Berlin Brandenburg befindet, müssen sich die Besucher voriger Messen auch nicht groß umorientieren. Ein weiterer Vorteil der Messen ist, dass die Tickets erschwinglicher sind als die Eintrittskarten für große Modenschauen. Ein Ticket für dies diesjährige „Bread & Butter by Zalando“ – Messe kann man bereits für rund 15,00 € ergattern. Auf den jeweiligen Homepages der Veranstalter, stehen alle Informationen bereit, die man als potentieller Besucher benötigt.
Außerdem besteht auf Messen die Möglichkeit, vorgeführte Mode direkt kaufen zu können, was bei exklusiven Modeschauen nicht der Fall ist.
Die Fashion Week bietet der Stadt Berlin des weiteren die Möglichkeit, stärker auf ihre Rolle als deutsches Mode-Epizentrum hinzuweisen. Berlin besitzt einige Modeschulen, an denen viele Newcomer studierten oder ihre Ausbildung machten. Die wohl bekannteste unter ihnen ist die Universität der Künste Berlin. Außerdem bietet das Land Berlin talentierten Modeschöpfern Unterstützung durch individuelle Förderprojekte an. Die Fashion Week Berlin ist somit auch auf sozialer Ebene stark vertreten.
Let’s celebrate – Partys und Promis auf der Fashion Week Berlin
Die vielen Angebote der Fashion Week Berlin sind keine Ausrede für frühes Schlappmachen.
Ein Tag auf der Fashion Week Berlin ist nämlich noch lange nicht beendet, wenn nicht eine der vielen Partys besucht wurde. Denn um sich und ihr Publikum ausgelassen zu feiern, bietet die Fashion Week Berlin eine Reihe von Partys an, die von verschiedenen Labels und Medien ausgerichtet werden. Während einige Partys, wie die Aftershow-Party des Labels Riani oder die „Adidas Originals EQT“ nur für geladene Gäste gedacht sind, existieren viele Feierlichkeiten, die jeder mit dem nötigen Kleingeld besuchen kann.
Wie bei den Tickets für den Messen, lohnt es sich hierbei, früh genug auf den Seiten der teilnehmenden Medien vorbeizuschauen. Ein großer Insider-Tipp ist die Party des Berliner Fashion-Magazins Kaltblut. Auf der offiziellen Seite der Fashion Week Berlin findet man außerdem eine detaillierte Auflistungen aller Veranstaltungen. Meistens steht auch dabei, ob die Veranstaltungen öffentlich zugänglich sind oder nicht.
Denkt man bei all dem Glitzer an den „Arm, aber sexy“-Slogan des ehemaligen Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit, kommt die Frage auf, wie sich solch ein Mega-Event finanziert.
Das Zauberwort heißt hier: Sponsoring. Wie jedes große Ereignis greift auch die Fashion Week Berlin auf namhafte Sponsoren zurück. Während es in der Formel 1 beispielsweise der Getränkehersteller Red Bull ist, wird die Fashion Week Berlin hauptsächlich von Mercedes-Benz gesponsert. Deshalb existiert neben dem gängigen Namen „Fashion Week Berlin“ auch noch der Name „Mercedes-Benz Fashion Week Berlin“. Für einige Menschen ist die Berliner Fashion Week nahezu untrennbar mit Mercedes-Benz verbunden.
Der Bekanntheitsgrad des Sponsors lässt erahnen, in welcher Dimension sich die Fashion Week Berlin mittlerweile bewegt. Waren es im Eröffnungsjahr noch beschauliche 800 geladene Gäste, sind es mittlerweile über 200 000 Menschen, die die Fashion Week Berlin besuchen. Dies besteht zum Teil aus Fachpublikum und Presse. Fachpublikum wird der Teil der Besucher genannt, der direkt mit Mode zu tun hat und einen Beruf in der Sparte ausübt. Das kann vom Blogger bis zum Kindermoden-Designer jeder sein, der im alltäglichen Leben mit Mode Geld verdient oder auf dessen Berufsleben Mode Einfluss hat.
Meistens erhalten diese Besucher Einladungen, die direkt von den Labels kommen. Auf diesem Wege versuchen noch relativ unbekannte Modemarken, ihren Markt- und Bekanntheitsgrad zu steigern. Besonders die „Erste-Reihe-Fotos“ sind sowohl für Label als auch Besucher von großem Wert. In der ersten Reihe nehmen meistens nur Besucher und Models Platz, die vom Designer des jeweiligen Labels dort platziert wurden. Da die Presse dauernd Fotos im Showroom macht, gelangen diese Bilder um die Welt. Der Besucher oder das jeweilige Model wird in den Zeitschriften, in denen diese Fotos erscheinen, somit direkt mit einem coolen Newcomer-Label in Verbindung gebracht. Von solchen Praktiken profitieren sowohl Label als auch Besucher. Viele Veranstalter versuchen deshalb namhafte Prominente als Besucher für ihre Shows zu gewinnen. Im Eröffnungsjahr waren es deutsche Berühmtheiten, wie die Schauspieler Veronica Ferres und Jan Josef Liefers.
Für die Fashion Week 2016 gelang es den Organisatoren sogar Supermodels wie Gigi Hadid und Irina Shayk nach Berlin zu holen. Hadid kam für die Show von Maybelline New York, während Shayk für Marc Cain als Besucherin im Publikum saß.
Außerhalb der Zuschauer-Tribüne fanden sich selbstverständlich auch namhafte Models auf dem Laufsteg. Für die Labels Minx und Riani liefen im vergangenen Jahr die deutschen TV-Darlings Kim Hnzido und Elena Carrière. Viele deutsche Modelagenturen nutzen die heimische Fashion Week Berlin deshalb, um noch unerfahrenen Models einen Einblick in die hiesige Mode-Welt zu geben.
Sprungbrett Fashion Week Berlin? Wie Newcomer-Models hier punkten können
Durch ihre Lage ist die Fashion Week Berlin besonders bei deutschen Models beliebt. Modelagenturen aus Berlin, Hamburg und Köln sind seit Jahren als Hauptauftraggeber bei der Fashion Week Berlin dabei. Denn die vielen, schönen Entwürfe der Designer müssen und wollen auch präsentiert werden. Du willst auch Model auf der Fashion Week Berlin werden?
Mit ein paar Tricks und ein bisschen Einsatz ist dieses Vorhaben leichter zu bewältigen als gedacht.
Zunächst hilft es bereits ein paar Modeling-Erfahrungen gesammelt zu haben.
Dafür müssen nicht die ganz großen Bühnen herhalten. Grundlegende Kenntnisse, wie der richtige Walk und das richtige In-Szene-Setzen sind allerdings von Vorteil.
Junge Models sollten sich an Agenturen wenden, die sie vertreten und für sie mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mithilfe der Agenturen entstehen Model-Bücher, sogenannte Portfolios. Diese Portfolios schaut sich ein Designer an, um dann abzuwägen, ob ein Model zu ihm passt oder nicht.
Auch hier kann man im Internet nach passenden Agenturen suchen, die mit der Fashion Week Berlin kollaborieren. In aufregenden Castings müssen Models ihr Können beweisen. Labels wie lala Berlin halten ihre Castings Monate im Voraus ab, um ihre Models ausreichend auf die Fashion Week vorbereiten zu können. Agenturen weisen ihre Models in der Regel früh auf solche Veranstaltungen hin. Manche Castings sind auch öffentlich ausgeschrieben. Was zählt ist Durchhaltevermögen. Nicht selten kommt es vor, dass ein Model abgelehnt wird, weil es nicht zur Marke passt. Das sollte man als Model jedoch nicht persönlich nehmen. Es lohnt sich, viele Castings zu besuchen. Ein Job auf der Fashion Week Berlin bedeutet, mit aufstrebenden und neuen Künstlern zusammenarbeiten und Einblick in die facettenreiche Mode-Welt Deutschlands zu erhalten.
Fashion Week Berlin 2017
Die Liste der Designer und Models der Fashion Week Berlin 2017, lässt erahnen, dass Berlin als deutsche Mode-Metropole jedes Jahr an Bedeutung gewinnt.
Labels wie Laurèl, lala Berlin, Riani oder Newcomer Tim Labenda bilden das Grundgerüst der diesjährigen Berliner Fashion Week. Allein schon in der Winter-Ausgabe der Fashion Week fanden sich A-Promis wie die deutschen Models Eva Padberg und Franziska Knuppe. Aus Übersee gesellten sich das brasilianische Supermodel Alessandra Ambrosio und die amerikanische Schauspielerin Kate Bosworth dazu.
Für die Sommerausgabe der Fashion Week Berlin stehen zwar noch keine Namen fest, es kann aber mit ähnlich hochkarätiger Besetzung gerechnet werden.
Verfasst im Auftrag von: Foto-Agentur.de Marcus Hanke